Heilige Angela Merici, Gründerin der Ursulinen

Die Gemeinschaft der Ursulinen in Königstein gehört zur zahlreichen ursulinischen Ordensfamilie, deren Wurzeln auf die hl. Angela Merici und der von ihr im Jahr 1535 gegründeten Gemeinschaft St. Ursula (Compagna di Sant’ Ursula) zurückgehen.

Die hl. Angela Merici wurde ca. 1474 in Desenzano am Gardasee in Norditalien geboren. Früh schon führte sie ein mit Gebet und Buße ausgefülltes Leben zu führen. Dies wurde von der religiösen Atmosphäre im Elternhaus gefördert. Das Familienglück dauerte jedoch nicht lange. Sie war 15 Jahre alt, als sie zuerst die Schwester, bald danach die Eltern verlor. Als Waise kam Angela zu ihrem Onkel in Salo. Angela arbeitete auf seinem Wirtschaftshof. In dieser Zeit trat sie dem Dritten Franziskanischen Orden bei. Einen großen Einfluss auf die geistlichen Entwicklung Angelas hatte ein mystisches Erlebnis in der Kindheit, in dem sie den Ruf hörte, dass sie eine Gemeinschaft von Gott geweihten Jungfrauen gründen soll…

Angela gehörte einer damals sehr verbreiteten Bewegung Del Divino Amore in Brescia an, dessen Ziel die religiöse Erneuerung der Mitglieder sowie karitative Arbeit für die Umgebung war. Die Mitglieder der Bewegung trafen sich an bestimmten Tagen zum Gebet und geistlichen Gesprächen, praktizierten Werke der christlichen Barmherzigkeit. Sie suchten also Krankenhäuser, stifteten Heime für Waisen und Vereinsamte, Anstalten und Schulen für arme Jugendliche. Eines der Werke, das sich aus der Tätigkeit der Bewegung Del Divino Amore ergaben, war die Sorge um junge Mädchen, die Opfer des Sittenverfalls wurden, die von ihren Familien verstoßen wurden. Angela wurde zur Seele dieser Bewegung. Bald erlangte sie solch eine Autorität, dass sich die ganze Elite der Stadt in ihrem armen Kämmerchen bei der St.-Afra-Kirche einfand.

Die Gemeinschaft in Venedig bot ihr an, dass sie die Leitung aller dortigen Werke der Barmherzigkeit übernimmt. Auch Papst Clemens VII schlug Angela vor, dass sie die Wohltätigkeitswerke der Heiligen Stadt übernehmen kann. Um für sich Erleuchtung zu erbitten, begab sich Angela auf eine Pilgerreise ins Heilige Land (1524). Ein Jahr später pilgerte sie nach Rom, um einen Jubiläumsablass zu erlangen (1525). In dieser Zeit unternahm Angela noch mehr Pilgerfahrten – was dazu beitrug, dass das Pilgern eine typische Eigenschaft ihrer Person wurde und der Pilgerstab später zu ihrem Attribut.

Nach der Rückkehr wechselte Angela – aufgrund der politischen Situation (in Norditalien war Krieg) – zwischen verschiedenen Orten. Sie führte ein Leben voller Gebet und Entsagung. Die nüchterne Beobachtung der Situation des Landes und der Kirche – die Reformation hatte die Einheit der Christen zerstört – sowie ein vertieftes geistliches Leben führten sie dazu, neue Wege der Spiritualität zu suchen. Bei den einfachen Diensten, die sie ausführte, verstand sie es, die Möglichkeit der moralischen und religiösen Erneuerung der Gesellschaft durch die Erziehung von Mädchen zu erkennen, damit sie, wenn sie eine Familie gründen, diese entsprechend bilden können.

Im Jahr 1530 kehrte Brescia nach den Kriegswirren zur Normalität zurück. Um Angela sammelten sich wieder Frauen und Mädchen, die sie von der vorherigen apostolischen Arbeit kannten. Angela wollte dieser Gruppe eine feste Form geben. Im Jahr 1535 beschloss sie eine Gemeinschaft zu gründen, der sie als Schutzpatronin die hl. Ursula Märtyrin geben wollte. Im Gründungsdokument der Gemeinschaft der hl. Ursula (Compagna di Sant’Orsola) sind 28 Frauen aufgeführt – die ersten geistlichen Töchter. Angela war damals ca. 60 Jahre alt.

Die erarbeitete eine Regel, die der Generalvikar der Diözese am 8. August 1536 bestätigte. Das erste Generalkapitel fand am 8. März 1537 statt. Angela wurde zur ersten Generaloberin gewählt. Sie schuf ein neues Model des Apostolats in der Kirche und wurde zur Vorreiterin moderner apostolischer Ordensgemeinschaften. Die Ursulinen, ohne auffälliges Ordenskleid und nicht in der Klausur verschlossen, widmeten sie nämlich der Erziehung von Mädchen. Ihre Schwestern schickte Angela „zum Volk“. Die Idee war einfach – Gott geweihte Mädchen und Frauen wohnten in ihren Familien und widmeten sich der Erziehungsarbeit, womit sie zur moralischen Erneuerung der Gesellschaft und der Kirche beitragen sollten. Bei regelmäßigen Treffen untereinander stärkten sie sich gegenseitig in ihrer Berufung.

Papst Paul V. bestätigte die Regel der Gemeinschaft der hl. ursula im Jahr 1544, schon nach dem Tod von Angela, die am 27. Januar 1540 gestorben ist.

Angela wurde in der Kirche St. Afra in Brescia begraben, wo bis heute ihr Körper in einem gläsernen Sarg ruht. Ihre Seligsprechung nahm Clemens XII im Jahr 1788 vor, ihre Heiligsprechung Pius VII im Jahr 1807.

Die pädagogischen Ideen der hl. Angela breiteten sich sehr schnell aus. An vielen Orten gründete man Gemeinschaften der hl. Ursula – nach dem Vorbild der von der hl. Angela in Brescia gegründeten – zuerst in Norditalien, dann in Frankreich, von wo aus sich die Ursulinen praktisch schon auf der ganzen Welt verbreiteten.

Heute zählt die Ordensfamilie der hl. Angela ca. 9.300 Schwestern, von denen ein Teil in autonomen Klöstern lebt, andere gehören zu fast 40 Kongregationen, Instituten und Föderationen, die auf diözesanem oder päpstlichem Recht beruhen.